Ich bin ein großer Fan von Verkleinerungsformen.
Ich mag Küchlein, Häschen, Kätzchen, Hündchen, Büchlein, Amsterdamchen und natürlich Lydi, Marinchens, Dannis, Lenchens, Susanchens, Binis etcetera etcetera.
Der Deutsche verkleinert nicht gern. Seit Jahren leide ich darunter und traue mich nicht so recht an Diminutiva, um nicht zu sehr als eine verschrobene Irre zu gelten. Da vermisse ich Russisch und dafür liebe ich Niederländisch umso mehr (gell, Susannchen?).
Die weit verbreitete Meinung, Verkleinerungen seien unseriös, überflüssig und moralisch fragwürdig, weise ich weit von mir. Ja, ich stehe auf dieses Geplappere und ich liebe Babyspache!! Die nicht verkleinerten Wörter gebraucht man oft genug im Leben!
Und jetzt geht's weiter.
Neulich war ich bei meiner Krankengymnastik und lernte die Chefin von dem Laden kennen. Deren Exmann war mal Rektor an unserer Förderschule, also kannte sie sich auch mit dem Downsyndrom aus. Erst kam das Übliche "Diese Kinder sind ja so lieb". Und dann sagte sie zwischendurch: "Also im Vergleich zu anderen Behinderungen sind Mongölchen ja ganz gut dran."
Ich zuckte zusammen, soweit mir das auf der Massageliege möglich war. MONGÖLCHEN!
Ich machte den Mund auf und zu, wusste nicht, wie mir geschah und ob ich etwas in Richtung Political Correctness sagen sollte.
Was man aus Ratgebern und Hollywood-Filmen so kennt. So was wie "Würde es Ihnen etwas ausmachen, mein Kind nicht Mongölchen zu nennen? Sondern Kind mit Down-Syndrom?" Oder etwas in der Art. Und dabei ihr fest in die Augen blicken, während ich mir den BH wieder anziehe.
Natürlich habe ich mich nicht getraut. Wie ich jetzt glaube, nicht aus Feigheit, sondern weil ich unsicher war.
Denn später, im Auto stritten die beiden Seelen in meiner Brust - die politisch korrekte und die Diminutiva-Freundin.
Die Frau hatte nichts Böses im Sinn. Verkleinerungsformen sollen das Objekt ja noch niedlicher machen, als es ist.
Oder macht das Wort "Mongölchen" unser Kind ja doch zu einem Wesen, das man nicht so ernst nimmt? Und das kein Kind sein darf?
Und was sagen überhaupt die Mongolen dazu? (Vor ein paar Monaten las ich in einem Buch über das Downsyndrom den Satz, der sinngemäß den Gebrauch des Adjektivs mongoloid verdammte mit der Begründung, dies sei für beide Menschengruppen - für Mongolen und für Menschen mit DS - gleich beleidigend. Ich kann mich kaum daran erinnern, in meinem Leben so hysterisch gelacht zu haben).
Ganz ehrlich, ich weiß es bis jetzt nicht. Soll ich meinem spontanen Unbehagen oder doch eher dem überlegten Zugeständnis mehr trauen?
Ich mag Küchlein, Häschen, Kätzchen, Hündchen, Büchlein, Amsterdamchen und natürlich Lydi, Marinchens, Dannis, Lenchens, Susanchens, Binis etcetera etcetera.
Der Deutsche verkleinert nicht gern. Seit Jahren leide ich darunter und traue mich nicht so recht an Diminutiva, um nicht zu sehr als eine verschrobene Irre zu gelten. Da vermisse ich Russisch und dafür liebe ich Niederländisch umso mehr (gell, Susannchen?).
Die weit verbreitete Meinung, Verkleinerungen seien unseriös, überflüssig und moralisch fragwürdig, weise ich weit von mir. Ja, ich stehe auf dieses Geplappere und ich liebe Babyspache!! Die nicht verkleinerten Wörter gebraucht man oft genug im Leben!
Und jetzt geht's weiter.
Neulich war ich bei meiner Krankengymnastik und lernte die Chefin von dem Laden kennen. Deren Exmann war mal Rektor an unserer Förderschule, also kannte sie sich auch mit dem Downsyndrom aus. Erst kam das Übliche "Diese Kinder sind ja so lieb". Und dann sagte sie zwischendurch: "Also im Vergleich zu anderen Behinderungen sind Mongölchen ja ganz gut dran."
Ich zuckte zusammen, soweit mir das auf der Massageliege möglich war. MONGÖLCHEN!
Ich machte den Mund auf und zu, wusste nicht, wie mir geschah und ob ich etwas in Richtung Political Correctness sagen sollte.
Was man aus Ratgebern und Hollywood-Filmen so kennt. So was wie "Würde es Ihnen etwas ausmachen, mein Kind nicht Mongölchen zu nennen? Sondern Kind mit Down-Syndrom?" Oder etwas in der Art. Und dabei ihr fest in die Augen blicken, während ich mir den BH wieder anziehe.
Natürlich habe ich mich nicht getraut. Wie ich jetzt glaube, nicht aus Feigheit, sondern weil ich unsicher war.
Denn später, im Auto stritten die beiden Seelen in meiner Brust - die politisch korrekte und die Diminutiva-Freundin.
Die Frau hatte nichts Böses im Sinn. Verkleinerungsformen sollen das Objekt ja noch niedlicher machen, als es ist.
Oder macht das Wort "Mongölchen" unser Kind ja doch zu einem Wesen, das man nicht so ernst nimmt? Und das kein Kind sein darf?
Und was sagen überhaupt die Mongolen dazu? (Vor ein paar Monaten las ich in einem Buch über das Downsyndrom den Satz, der sinngemäß den Gebrauch des Adjektivs mongoloid verdammte mit der Begründung, dies sei für beide Menschengruppen - für Mongolen und für Menschen mit DS - gleich beleidigend. Ich kann mich kaum daran erinnern, in meinem Leben so hysterisch gelacht zu haben).
Ganz ehrlich, ich weiß es bis jetzt nicht. Soll ich meinem spontanen Unbehagen oder doch eher dem überlegten Zugeständnis mehr trauen?
Kommentare
Und Downssyndrom soll man auch nicht mehr sagen, wegen der englischen Bedeutung von "niedrig/traurig",sondern Trisomie 21.
Tja, ich bin für realistische bezeichnungen. Mein Kind ist zb behindert und nicht ein Mensch mit Beeinträchtigungen. Ich finde auch den Satz: Behindert ist man nicht, behindert wird man, ziemlich dämlich.
Ich bin da vielleicht realistisch kühl, ich weiß es nicht.
Bei diesen Bezeichnungen würde ich darauf achten, aus welcher Herzenshaltung sie kommen und darauf mehr Wert legen, als auf die "korrekte" Bezeichnung.
Wobei ich bei der Bekanntmachung, daß man bei uns eine sozialhygienische Begutachtung vornehmen werde, um über den Anspruch auf einen Integrationsplatz zu entscheiden, bin aich doch elektrisiert aufgesprungen, da ich diese Bezeichnung nur aus den Rassegesetzen aus dunkelbrauner deutscher Zeit kannt.
EIn liebevolles Mongölchen würde mir besser gefallen als ein korrektes kühle Trisomie 21.
Liebe Grüße
Ich kann jedes Wort nachvollziehen und sehe das Ganze eigentlich genau so.
Die "sozialhygienische Begutachtung" hätte mich auch mindestens zum Rechtsanwalt gebracht, das ist ja furchtbar!
Hallo,
bin auf den Blog gestoßen, weil Du mich in einem Text mal erwähnt hast... hab dann den anderen PC-Text gelesen. Ich glaube die "political correctness" ist beides: grundsätzlich dringend notwendig, weil Sprache natürlich das Denken beeinflusst (und das Denken spiegelt) und man deswegen Zeichen setzen muss - andererseits ist nicht jeder scheinbar unkorrekte Ausdruck auch wirklich unkorrekt. Manchmal ist er auch vielleicht nur flappsig, manchmal vielleicht sogar voller Sympathie. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen würde, wenn mein Kind das Down-Syndrom hätte und jemand es "Mongölchen" nennnen würde ... hängt vermutlich von der Person ab. Wenn ich das Gefühl hätte, es ist jemand, der damit diskriminieren und abwerten will, dann würde ich es mir verbitten, im anderen Fall fände ich es wahrscheinlich (ebenfalls als Liebhaber von Verkleinerungsformen und frecher Alttagssprache) okay ... tja, is nicht einfach mit der Sprache ...sie hat eben soviele Facetten. Auf alle Fälle gilt die Regel, dass die Betroffenen (und bei Kindern eben auch die Eltern) bestimmen dürfen, wie man sie nennt. Und da gibt es eben viele Reaktionsmöglichkeiten: Sinti und Roma wollen nicht "Zigeuner" (mit allen negativen Konnotationen) genannt werden, Homosexuelle haben dagegen das Schimpfwort "schwul" bis zu einem gewissen Grad erfolgreich umgedeutet und nennen sich jetzt selbst so ... Beides ist meiner Meinung nach okay und legitim...
Liebe Grüße viel Freude mit Deiner Tochter
Hartmut El Kurdi